20. Dezember 1798: Die Vereinigte Gesellschaft zu Langenberg wird gegründet.
Bürgerliche Vereinigungen waren um 1800 in Deutschland durchaus nichts Ungewöhnliches. Es gab zu dieser Zeit bereits eine Anzahl von aufklärerischen und patriotischen Gruppen, dazu Lesegesellschaften, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, den Bürgern unter anderem französische Schriften und damit neues Gedankengut zugänglich zu machen.
Auch in Elberfeld gab es solche Lesegesellschaften, und es ist anzunehmen, daß diese indirekt an der Entstehung der VG beteiligt waren, indem ihre Existenz die elf Gründungsmitglieder zu ihrer Entscheidung ermutigte.
Am 20. Dezember 1798 setzten sich also elf Herren aus Bergisch und Märkisch- Langenberg zusammen und begannen damit, eine Satzung für die gerade aus der Taufe gehobene Vereinigte Gesellschaft zu verfassen. Etwas über zwei Wochen darauf, am 5. Januar 1799, hatten sie dann ihre „Gesezze" ausgearbeitet und damit einstimmig die erste Satzung der VG als eine Herrengesellschaft beschlossen.
Die Gründungsmitglieder waren neben Kaufleuten und Fabrikanten ein Arzt, ein Apotheker, ein Rechtsanwalt und ein Wirt. Ihre Gesellschaft stellte mit ihrer eigenen demokratisch ausgerichteten Konstitution eine bürgerliche Gegenbewegung zum vorherrschenden politischen Absolutismus dar. Sie war eine geschlossene Vereinigung, und neue Mitglieder konnten nur nach Vorschlag durch ein Mitglied und nach einer Abstimmung, der sogen. „Kugelung", aufgenommen werden. Dies erachteten die Gründer der VG für notwendig, um sicherzustellen, daß es möglich war, „die Freuden der Geselligkeit im Kreise geprüfter Menschen nach frey gewählten, Ruhe und Ordnung sichernden Gesätzen zu genießen," wie es in einer Schrift von 1799 nachzulesen ist.
Langenberg hatte zur Zeit der Gründung der Vereinigten Gesellschaft im Vergleich zu anderen Landgemeinden mit seiner Bevölkerung von 1.5oo Personen eine relativ hohe Einwohnerzahl. In der heutigen Großstadt Gelsenkirchen lebten beispielsweise im selben Jahr gerade einmal 35o Menschen. Das Jahr 1798 war nicht nur für die Langenberger ein schweres Jahr, denn es endete mit einem bitterkalten Winter. Es wird berichtet, daß der Rhein sogar mit Pferd und Wagen befahren werden konnte. Dazu kam noch eine Hungersnot in der Region, die so schlimm war, daß die evangelische Kirchengemeinde Langenberg sogar ihre Abendmahlsgeräte versetzen mußte. Aber auch aus der Runde der elf VG-Gründer kam Unterstützung für die Armen des Ortes.
Langenberg war weit über die Region hinaus bekannt für das dort hergestellte Tuch, die Messerschmieden und Papiermühlen. Außerdem begann man mit der Fabrikation von Seidentüchern und Bändern. die später auch im Ausland Gefallen finden sollten.
Vor 200 Jahren war die Vereinigte Gesellschaft zu Langenberg eine von einer ganzen Anzahl bürgerlicher Vereinigungen in Deutschland. Heute ist sie wahrscheinlich die älteste noch bestehende Gesellschaft ihrer Art.
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